Liebe Flugkollegen,

 

per Zufall bin ich auf Video gestoßen, dass uns allen praktisch zeigt welche Gefahren bei unserem Sport auf uns zukommen können.

 

Über 20 Jahre war ich in vielen Fluggebieten in Andalusien. Auch In El Bosque. Dort gab es 1992 nur den heute noch immer vorhandenen Startplatz für Drachenflieger. Ich war noch blutjunger Anfänger (allerdings schon 50 Jahre) und ließ mich mangels Erfahrung als Dummy zu einem Start verleiten zu dem ich langjährige Piloten drängten. Mein Schirm war mit Gleitzahl 1:3 qualifiziert. Ein schwacher Startwind ermöglichte zwar einen guten Start aber nach wenigen Metern erkannte ich gleich, dass der bewaldete Vorhügel nicht überflogen werden konnte. Ich konzentrierte mich auf die erste Landung im Föhrenwald, wobei mir mein erster Schuppenprotektor etwas Sicherheit und Ruhe suggerierte. Es folgte eine Crashlandung in den Bäumen und dummerweise auch der Absturz mit dem Kopf nach unten. Einige Male spürte ich die Schläge auf meine Wirbelsäule. Dank meines Protektors erlitt ich keine ernsthafte Verletzungen. Mit meinem spanischen jüngeren Freund Atta macht ich mich dann auf die Suche durch den verbuschten Bergrücken nach einem optimalerem Platz. Wir hatten Glück und wir fanden den ca. 90 m höheren Platz, den wir in vielen Stunden zu einem großartigen Startplatz verwandelten unter verantwortungsvollen Umgang mit der Natur. Einige Jahre später war ich überrascht als dort die spanische Gleitschirmmeisterschaft stattfand.

 

Im Jahre 1993 verschaffte ich mir endlich mit dem Erwerb des B-Scheines und eines Sicherheitstrainings, die für mich wohl wichtigste praktischen Kenntnisse, die mir in den weiter folgenden Flugjahren vor dem schlimmsten bewahrten. So zum Beispiel erlebte ich in El Bosque folgende Situation. Mit großer Begeisterung flog ich in der Thermik über den höchsten Bergen, alles bei azurblauen Himmel. Ich flog unbekümmert und genoss den Flug und das fantastische Panorama. Als ich mal nach meinen beiden Flugkollegen schauen wollte, waren diese bereits weit weg von mir in Richtung Landesplatz. Zu spät merkte ich, dass eine Gewitterfront auf mich zukam. Ich versuchte ebenfalls noch den Landeplatz zu erreichen, aber mit Ohrenanlegen hatte ich immer noch starkes Steigen. Irgendwann hatte ich dann keine Kraft mehr und ich orientierte mich jetzt vollkommen neu. Jetzt war es Zeit die gelernten Manöver im Sicherheitstraining anzuwenden. Zuerst ein B-Stall, ein weitere folgte und kurz danach war ich wieder da, wo ich ihn eingeleitet hatte. Nur das beste Manöver konnte mich noch heil nach unten bringen. Ich leitete die 1. Steilsprirale ein, meine Beine wurden taub und ich leitete sie aus. Nach einer Linksdrehung folgte gleich darauf eine rechts gedrehte. Mit einem sehr gelungen Höhenabbau befand ich mich wieder einige hundert Meter über El Bosque. Jetzt ging es nur noch darum einen möglichst neuen Landesplatz zu finden. Diesen fand ich dann hinter der Forellenzuchtanlage in den Kleingärten von El Bosque. Die Landung verlief einwandfrei und zu Fuß ging es dann ins Fliegerlokal im Restaurante Cavillo.

 

In Agodonales erlebte ich später ähnliche Flugtage, in denen ich nur mit Ausübung der Steilspirale rechtzeitig dem Unwetter entkommen und noch eine sichere Landung durchführen konnte. Unzählige weitere Einsätze der schwierigsten Flugsituationen, die ich im Sicherheitstraining erlernt hatte,haben mir während meiner rund 1000 Flüge in den verschiednen Kontinenten vor schlimmen Unfällen verschont.

 

Mein heutiger Bericht soll vor allem den jüngeren Piloten helfen, sie vor schlimmen Unfällen zu schützen, denn jeder Unfall trifft nicht nur die Piloten sondern auch seine ganze Familie und kann leicht Zu einer großen finanziellen Belastung, wenn nicht gar den Arbeitsplatzverlust bedeuten.

 

Ich wünsche allen Piloten, dass sie bis zu ihrem Fliegerlebenende mit Respekt und Vorsicht auf gute, unfallfreie Flüge zurückblicken können.

 

Viel Glück bei allen Flügen wünscht euch

 

Franz