Mallorca – Flieger-Kompromiß-Reise für Frühjahr und Herbst

Kürzlich hatte ich Gelegenheit aufgrund eines angenehmen und glücklichen Zufalles, Mallorca als Urlaubsziel zu erkunden, das einen guten Reiseziel-Kompromiß für Flieger gemeinsam mit Nichtfliegern darstellt. Mit Hilfe von SWR3 und L-tur war ich zu einem kostenlosen Wochenendtrip nach Mallorca gelangt.

 

SWR3 vergibt in seiner Aktion „Elch und weg“ in unregelmäßigen Abständen jeweils für 2-3 Wochen, werktags jeden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr (früh aufstehen ist also angesagt!) eine Reise zu unterschiedlichen Reisezielen und von unterschiedlicher Reisedauer, die von unter-schiedlichen Abflughäfen (und das ist das Problem!) aus starten. Ein wenig Kenntnisse der aktuellen Hits, eine gute Wahlwiederholungstaste und eine gehörige Portion Glück gehören dazu, nach Ertönen der dritten Elch-Röhre bei SWR3 durchzukommen und damit zu einer Auswahl von sechs potentiellen Gewinnkandidaten zu gehören. Die jeweilige Reise wird dann live in einer Konferenzschaltung ausgewürfelt und sollte am nächsten Tag angetreten werden. Klar ist also das L-tur hier seine Restplätze, die praktisch so gut wie nichts mehr wert sind, sponsort. Wie dem auch sei - ´ne Gratisreise ist ja nicht zu verachten – so verlagerte ich also jeden Morgen mein Zeitung lesen an den Schreibtisch, immer mit einem Ohr am Radio und hielt zwei Telefone startbereit. Natürlich hätte ich gerne 1-2 Wochen Karibik, Malediven, Thailand oder wenigstens Ägypten oder die Kanaren gewonnen – „dummerweise“ klappte es aber gerade an diesem Morgen, an dem lediglich ein Wochenendtrip nach Mallorca im Angebot war.

 

So kam es, daß Corina und ich am nächsten Tag, Freitag, Mitte November kurz nach 9 Uhr im Zug saßen - die Kosten hierfür waren selbstverständlich übernommen worden – und via Singen und Stuttgart nach Nürnberg fuhren, um gegen 16 Uhr 45 gen Palma de Mallorca zu fliegen. Was ein Streß! Die Rückfahrt bescherte uns übrigens noch zwei Stunden mehr an Dauer, da ein paar Teenies kurz nach Zugabfahrt in Nürnberg die Notbremse gezogen hatten, der Zug daher mit Verspätung in Stuttgart ankam und wir unseren Anschluß-ICE nicht mehr kriegen konnten. Wir durften also mit dem Bummelzug (die Bahn nennt das Stadt-Expreß) von Stuttgart nach Konstanz fahren und waren am Sonntag gegen 21 Uhr 30 in Konstanz, nachdem wir bereits kurz nach neun im Hotel in Palma abgeholt worden waren!! Und das alles für zwei Nächte und einen Tag, die wir aber um so mehr genutzt haben.

 

In Palma angekommen war das Wetter wie vorhergesagt – als ordentlicher Flieger hatte ich das natürlich vorher gecheckt – abends gegen halb acht knapp 20 Grad, zum größten Teil bedeckt und ein wenig windig – nicht ganz so schlecht für Mitte November. Transfer zum Hotel, ein erster Blick auf die toll beleuchtete, herrliche Kathedrale „La Seu“, dann die Ansicht des pompösen Hoteleingangs und des mit Pools auf verschiedenen Ebenen gespickten, großzügigen Hotelparks sowie die grandiose, nächtliche Kulisse der Bucht von Palma – das konnte, im positiven Sinne, ja heiter werden. So war es nicht weiter verwunderlich, daß uns das Herz ein klein wenig in die Hose rutschte, als wir uns in Jeans und mit einfachen Reisetaschen beladen in das prunkvolle Foyer zur Anmeldung wagten. Auch sich gegen die Dienste des Gepäckträgers zu wehren wagten wir nicht und Gott sei Dank hatten wir noch ein wenig Münzgeld vom letzten Kanarentrip für solche Fälle dabei. Unser Zimmer im 5. Stock mit noch grandioserem Panoramablick bestätigte den bisher gewonnenen Eindruck – großzügig gestaltet, mit üppigem Vorraum, Sitzecke, prall gefüllter Minibar, im Bad alles in Marmor, eine nicht benötigte Klimaanlage und endlich mal Hotelbetten mit nicht durchgelegenen Matratzen – aber bei fünf Sternen sollte man das ja schließlich erwarten können. Kurz frisch gemacht, umgezogen; diesmal etwas edler und schicker und ab ging`s ins Hotelrestaurant, um die Karte nach Herzenslust durchzuschmausen, entsprechende Getränke dazu und das Ganze zum Nulltarif – so langsam gewöhnten wir uns an den Luxus – beachtlich wie schnell sowas geht. Hernach ging`s nach einer Besichtigung des Parks relativ früh in`s Bett – wir hatten schließlich vor, den kommenden Tag, an dem wir auch einen kleinen Jeep gestellt bekommen hatten, ausgiebig zu nutzen und die Insel ein klein wenig zu erkunden. Für das opulente Frühstücksbuffet nahmen wir uns trotzdem ausgiebig Zeit; die Vielfalt mußte einfach ausgekostet werden und das Mittagessen konnten wir uns so auch ersparen – schließlich hatten wir hierzu auch gar keine Zeit.

 

Wir fuhren entlang der Küste des gebirgigen, südwestlichen Teils der Insel, machten immer wieder Halt, um uns an den reizvollen Ausblicken auf die Küstenlandschaft zu erfreuen, zumal sich sogar ab und zu die Sonne blicken ließ und gelangten so bis Valdemosa. Valdemosa ist ein nettes, kleines Dörfchen mit einer alten Kirche, Terassenfeldern und einem schnuckeligen Ortskern, das sich trotz Ausrichtung auf Tourismus seinen Charme bewahrt hat. Die Gegend ist ein wenig vergleichbar mit dem äußersten Norden oder auch mit dem westlichen Teil Teneriffas (siehe „Dem Winter entfliehen – Teil 2“, Heft 7, 2000). Weiter ging`s in Richtung des flachen Landesinneren. Rechts und links der Straße wanderte der Blick über Oliven-, Orangen und Zitronenhaine, Schaf- und Kuhherden, Felder mit Kartoffeln, Salat, Kraut und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen – eine sehr fruchtbare Gegend. Wir zweigten auf die Autobahn, die bis Inca in der Landesmitte führt und bewegten uns auf der weiter recht gut ausgebauten Straße nach Norden/Nordosten Richtung Alcúdia.

 

Ich hatte einen alten drama-Artikel von 1990 ausgegraben und wollte ein paar der darin ent-haltenen, vermutlich eher auf Drachenflieger zugeschnittenen, Tips auf ihre Gültigkeit für uns Fetzenflieger überprüfen. Den Schirm hatte ich für den einen Tag Aufenthalt nicht mitgenommen – auch wenn es einiges Hin- und Herüberlegen in dieser Richtung gegeben hatte. Ein paar Kilometer vor Alcúdia erhebt sich ein 250 Meter-Hügel, der Puig de Saint Marti und siehe da, da hingen ein paar Schirme und ein Drachen darüber. Bei Kilometer 50,2 bogen wir von der C 713 auf einen Waldweg ab und bewegten uns auf der Schlaglochpiste nach oben zur Rückseite des Berges. Nach einigen Kilometern schwenken wir nach links auf eine dann wieder asphaltierte Straße, die bei der Antennenanlage endet. Die „Wendeplatte“ mündet in eine betonierte Drachenstartrampe nach Nordost und kann sehr gut als Auslegeplatz für den Schirm genutzt werden. Notfalls kann auch auf den darunter liegenden buckligen Hängen gestartet werden und auch die Nordrampe ist eher ein Notbehelf. Die Startplätze sollen zu den beliebtesten der einheimischen Piloten gehören und werden hindernisfrei von der Meeresbrise angeströmt, so daß stundenlanges Soaring angesagt ist. Zudem bieten sie einen phantastischen Rundblick auf den Hafen von Alcúdia und das türkisfarbene Meer – da juckte es mich schon im Hintern. Nun ja, was hilft`s, Schirm nicht dabei, bereits später Nachmittag und außerdem wollte ich noch einen weitere Berg besichtigen. Schnell noch ein Blick runter auf den günstig an der Straße am Ortseingang von Alcúdia gelegenen, großzügigen, aber mit Leitungen umgarnten, Landeplatz, den man wegen der inzwischen gelandeten Schirme sehr gut orten konnte und weiter ging die Fahrt wieder zurück Richtung Inca.

 

Bei Kilometer 32 zweigt in dieser Fahrtrichtung eine Straße nach links ab, die auf einen weiteren, ähnlich hohen Berg mit Kapelle („Santa Magdalena“ – die Abzweigung ist so auch beschildert) und Restaurant führt. Kurz vor Ende der komplett asphaltierten Straße landeten wir in einer der von Teneriffa her bekannten „zonas recreativas“ mit Grillplätzen und Sitzgelegenheiten, die sich an den Wochenenden sicherlich eines regen Zuspruches erfreuen. Wir bogen nach rechts auf einen üblen Feldweg, der nur mit geländegängigem Fahrzeug befahren werden kann – am besten man geht die paar hundert Meter zu Fuß. Uns saß jedoch die Dämmerung im Nacken, weshalb wir uns – meist – auf vier Rädern fortbewegten. Nach gut hundert Metern geht der Weg nach links bzw. Ost abrupt in eine mit groben Steinblöcken aufgebaute Drachenstartrampe über – nichts für uns Flieger ohne Aluminiumgestänge. Wir fuhren weiter - an Umdrehen war nicht zu denken – in der Hoffnung auf eine Wendegelegenheit. Und siehe da, weitere ein- bis zweihundert Meter weiter endete der Weg in einer „Mini-Wendeplatte“ – bei ordentlich anstehendem Wind durchaus als Startplatz geeignet. Landewiesen sollen bei Kilometer 5,5 auf der Straße von Inca nach Muro liegen. Ein Stück den Weg wieder zurück, hielten wir noch mal an, um auf einem Fußweg ca. 50 Höhenmeter bergan in Richtung Kamm aufzusteigen. Unweit eines Steinkreuzes entdeckte ich den Weststartplatz, eine halbwegs mit den uns, von unseren heimatlichen Gefilden her, bekannten Rampen vergleichbare Startrampe aus Holz. Dahinter ausreichend Platz (für den der`s kennt: etwas mehr als am Stätteleberg bei Bodman-Ludwigshafen), um wiederum bei anstehendem Wind gut rauszukommen. Die unterhalb liegenden Felder versprechen bei entsprechender Einstrahlung eine gute Thermik und Flächen, die als Landemöglichkeiten genutzt werden könnten, sind auch immer wieder zu erkennen. Genaueres müßte dann noch erkundet werden.

 

Wieder im Hotel zurück, verbrachten wir den Abend bei einer Show mit Abendessen auf einer Finca (ein liebevoll renoviertes Hofgut) zusammen mit geschätzten 1000 anderen - vorwiegend älteren Herrschaften. Ein wenig tourimäßig, aber das „Spectaculum“ mit Lightshow, Gesang, Tanz, Varieté, Zauberer a la Copperfield und abschließendem Wasserfontänen-Licht-Musik-Schauspiel im Innenhof hatten es wirklich in sich. Zuvor hatte ich noch einen Abstecher zum Hotelhallenbad, in die Sauna, in´s türkische Bad und zum Whirlpool gemacht – auch das wollte schließlich mitgenommen werden. Nach dem schon bekannten, reichhaltigen Frühstücksbuffet war bereits wieder die Rückreise angesagt und wir begaben uns auf die eingangs geschilderte „Mördertour“.

 

Alles in allem: 24 Stunden unterwegs gewesen, um 36 Stunden – nach Abzug der Schlafzeit gerade mal ebenfalls 24 Stunden – auf der Insel gewesen zu sein. Trotzdem haben wir es ausgiebig genossen und Zeit genug war es allemal, um festzustellen wie angenehm der Luxus des besten Hotels auf der Insel war und um zu erkennen, daß Mallorca, von Ballermann etc. abgesehen, auf jeden Fall eine weitere Reise wert ist. Die Baleareninsel stellt als Ergänzung zu den in vorigen Heften (Heft 5,1998 und Heft 7,2000) vorgestellten Flieger-Reisezielen, die Kanareninseln Lanzarote und Teneriffa eine angenehme Reisealternative dar. Sie vereint ähnlich gelagerte kulinarische und landschaftliche Reize mit dem Vorteil einer breiteren Nutzungsmöglichkeit. Vermutlich drängen sich Oktober oder März/April als beste Reisezeiten auf; warm genug und noch nicht so überlaufen. Zudem werden für Palma de Mallorca ständig eine Menge preiswerter Last-Minute-Reisen angeboten und der Kompromiß aus gemischtem Bade-, Entdeckungs- und Flugurlaub ist auf kurzen Wegen und ohne extrem großen Zeitaufwand möglich. Die beiden oben be-schriebenen Flugberge sind von Palma, in dessen Umgebung sich sicherlich die meisten Hotels befinden, bei einer Entfernung von um die 50km in deutlich unter einer Stunde Fahrtzeit zu er-reichen. Bei einem Aufenthalt im Nordosten in der Gegend um Alcúdia oder Can Picafort liegen die beiden Berge praktisch vor der Haustür. Weitere, im drama-Artikel beschriebene Flugmöglichkeiten in der Nähe von Artà im Nordosten (plateauähnlicher Gipfel – also vermutlich gut zum Gleitschirmfliegen geeignet) oder in der Nähe von Pollenca im Norden warten auf Erkundung – beim nächsten Mal allerdings mit Schirm.

 

Reiner

 

 

Mallorca - Fluggebiete

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=> Capo Blanco <=

- Wind SW-W

- Höhendifferenz: um 70-100m

- GPS N39 26.712 E2 44.888

- wenige km von Palma, in Puig de Ros

- XC - ja, soaring

- an guten Tagen soaring ohne Ende, sehr zu empfehlen, besonders im Winter

- link: www.paragliding365.com/index...etails_430.html

 

=> Sant Marti <=

- Wind N-NO-O

- Höhendifferenz: 230m

- GPS N39 50.120 E3 05.769

- neben Alcudia (in Norden: die Abzweigung zum Startplatz geht von der Hauptstraße INCA-Alcudia bei Kilometer 50,2 weg. Erst ein Schotterweg, nach ca. 500m links weg auf den asphaltierten Weg bis zum Gipfel)

- XC - weniger

- nur Sommer Fluggebiet, man kann auf einer Konfergenz ohne Ende nachmittags fliegen.

- link: www.paragliding365.com/index...etails_427.html

 

=> Randa <=

- Wind: S-SW-W-E-NE-N (um S am besten)

- Höhendifferenz: um 500m

- GPS: N39 31.053 E2 55.019 (Richtung S, einer von mehreren Startplätzen)

- neben Randa & Llucmajor

- XC - ja

- bestes Fluggebiet auf Mallorca, Thermik ohne Ende, soaring auch möglich. Leider liegt es in CTR und direkt an der Palma Anflugschneisse. Die Jets fliegen manchmal 300-400m über Gipfel. SEHR GEFÄHRLICH!

- link: www.paragliding365.com/index...etails_431.html

 

=> Ermita de Betlem <=

- Wind N

- Höhendifferenz: um 300m

- GPS: N39 44.348 E3 18.565

- neben Arta, kleine Strasse nach Ermita de Betlem, dann vor der Ermita parken durch das Tor und links um die Kirche herum, dahinter ca. 200m den Hügel hoch

- XC - ja aber eher im Sommer/Frühling oder beim soaring

- Thermik & Soaren, grossartige Panorama. Zum Landeplatz mit Auto 24km entfernt oder 1h wieder hochlaufen. Top-Landen möglich.

- link: www.paragliding365.com/index...tails_4341.html

 

=> SA Comuna <=

- Wind: S (schwachwindig!)

- Höhendifferenz: um 340m

- GPS: N39 41.792 E2 42.817

- neben BUNYOLA, dann über Serpentinen Richtung Sa Comuna

- XC - JA!!!

- Thermikflüge bei keinem oder wenig Wind

- link: www.cvlmallorca.com/bunyol-i.htm

 

Mallorca ist gut zum Fliegen im Sommer. Im Winter soll man auf Westwind warten und kann dann geile Flüge am Capo Blanco machen.

Also unbedingt GS mitnehmen!

 

Wichtige Links:

- www.mallorcaviento.com -> wichtigste Wetterseite für Mallorca

- www.clubdevolmediterrani.com -> GS Club

- www.cvlmallorca.com -> HG Club